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ANLÄSSLICH DER EINZELAUSSTELLUNG "VOM GEIST DER BILDER"

 

 

Regina Nieke gehört zu der kleineren Gruppe von Künstlern ihrer Generation, die sich noch ganz dem Bild, der Malerei, der Figur verschreiben.

Künstler, besonders die jungen unter ihnen, die mit Farbe, den Feinheiten ihres Auftrages auf einen flachen Grund, Duktus und Komposition als künstlerischen Mitteln bildnerischer Suche und Denkens, geistiger Arbeit als Bildschöpfung also, arbeiten, wirken ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Denn die Kunsthochschulen fahren das Naturstudium, das Erlernen handwerklicher künstlerischer Techniken zu Gunsten von Konzeptkunst, Installation, Performance oder neuerer Medien zunehmend zurück. Oder der Redakteur eines Kunstblattes fragt in seiner jüngsten Ausgabe, wo die Kunst in der Kunst stecke und ob etwa der von Beuys erweiterte Kunstbegriff überdehnt würde.

 

Die Bildwelt von Regina Nieke hingegen gehört zu den Beispielen eines überzeugend neuen und  suchenden Begreifens von Malerei. Es ist der Eindruck vom subjektiven, aus dem Selbst kommenden Umgang mit Farbe und bildnerischem Wollen, ganz von vorn beginnend, Stück für Stück, Zug um Zug hin zur Materialisierung einer Imagination. Diese Struktur aus Malerischem und Geistigem lässt sich nicht planen; sie erwächst aus der intuitiven Arbeit. Das höchst Subjektive in Niekes Malerei wird jedoch begleitet und inspiriert von vorhandenen Bildern verschiedenster Art. So führt sie ein Bild-Tagebuch. Ihre Einträge sind nicht in üblicher Weise aufgeschriebene Gedanken oder Erlebnisse, sondern Bilder, die sie am Tage besonders beeindruckten oder inspirierten. Das können Abbildungen aus Zeitungen oder Zeitschriften sein, Fotos, eigene Skizzen aus ihrem Alltag oder interessanter Weise Kunstwerke älterer und jüngerer Meister wie Goya, C.D. Friedrich (siehe Arbeit unter dem Text), Cecily Brown oder Antoine D’Agata.

 

Regina Nieke bedient sich überwiegend traditioneller handwerklicher Techniken und sie ist im Strom der Bilder ebenso wie in der Kunstgeschichte zu Hause. Diese Verknüpfungen aus künstlerischer Neugier und Abenteuerlust an Farbauftrag, Form und damit impliziertem Sujet und Niekes Focus auf die Welt des Geistigen, das sich in den Werken der Denker aus Vergangenheit und Gegenwart – in Bildern, Fotografie, literarischen oder musikalischen Werken manifestiert – sind die Elixiere ihrer Bilder. Ein aufscheinendes Moment von Traditionellem ist dabei vor allem der Einfachheit der von ihr bevorzugten Mittel wie Pinsel, Farbe, Leinwand oder Papier zuzuschreiben. Das schöpferische Potential von Malerei verbraucht sich nicht, solange es ein staunendes und fragendes Sehen, einen sich wundernden und suchenden Geist gibt, der - wie hier gebildet - in rätselhafter Weise einen Halt findet; für jeden sichtbar und individuell deutbar. Vielleicht deshalb gibt Regina Nieke ihren Werken fast nie einen Titel und verweist dennoch oft auf eine Hommage.

 

 

Anke Zeisler, 2013

© Regina Nieke / reginanieke@mail.com

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